Mit dem Tern GSD S00 Lastenfahrrad auf den Brocken

Es geht hoch hinauf mit dem Tern GSD S00 Lastenfahrrad. Der Brocken wird bestiegen und das bedeutet, es geht auf 1.141,2 Meter, bis zum Gipfelstein des höchsten Berges in Norddeutschland. Die Tour beginnt in Weißenfels, wo ich in einer Gruppe mit 40 Personen mitfahre.

Mit dem Tern GSD auf den Brocken

Vorbericht zur Brockentour

Das Tern GSD S00 werde ich in einem separaten Tern GSD S00 Testbericht noch ausführlich vorstellen. Ein paar Informationen zum Lastenfahrrad, damit klar ist mit was ich auf den Brocken fahre, gibt es natürlich trotzdem.

Es handelt sich um ein ca. 180 cm kurzes Lastenfahrrad mit einem Eigengewicht von etwa 32 kg. Verbaut ist eine Enviolo Cargo-Schalteinheit und kräftig zupackende Magura MT5 4-Kolben-Bremsen. Fahren können mit dem Tern GSD Personen mit einer Körpergröße von 1,50 m bis 1,95 m. Das maximale Fahrergewicht darf 120 kg betragen und das maximal zulässige Gesamtgewicht beträgt 200 kg. Da kann also ordentlich was aufs GSD S00 gepackt werden.

Ich fahre das Tern GSD S00 jedoch nicht in der Standard-Variante, sondern mit diversem Zubehör. Dazu gehört zum einen vorne der „Transporteur Rack“ der mir als Ladefläche für Gepäck bis 20 kg dient. Außerdem habe ich an diesem zwei Flaschenhalter montiert, damit ich jederzeit bequem Zugriff auf Flüssigkeiten habe. Die Größe des Zubehörs reicht hervorragend auch für eine 20er Kiste Bier.

Hinten habe ich den „Clubhouse“ Aufbau, um zwei Kinder zu transportieren. Auf den Brocken fahre ich ohne Kinder, daher dient mit die sogenannte „Partybank“ auch als Kofferraum für allerhand Gepäck. Rechts und links neben dem Hinterrad befinden sich zwei Tern Taschen die auf den Namen „Cargo Hold Panniers“ hören. Die Taschen mit einem Gesamtvolumen von 68 Litern ermöglichen mir weitere 30 kg Zuladung zu verstauen.

Mit zwei Akkus und somit 1.000 Wh ist für reichlich Power gesorgt, damit der Bosch Performance Line CX Motor seine Kraft entfalten und mich mit samt Bergziege (so der Arbeitstitel vom GSD während der Tour) auf 1.141,2 Meter ü.N. schiebt.

Modifizierungen für die Brockentour

Um den Brocken zu bezwingen habe ich ein paar wenige Modifizierungen am Tern GSD S00 vorgenommen. Hinten dreht sich eigentlich ein Ritzel mit 20 Zähnen und das reicht im Alltag auch aus. Es reicht sogar um 10% Steigungen auf Asphalt zu meistern. Wer das GSD also im normalen Alltag nutzt, wird sehr zufrieden sein. Die Brockentour findet aber zu einem Großteil auf Wald- und Feldwegen statt und ich werde den Brocken auf Wanderwegen erklimmen und nicht auf der asphaltierten Brockenstraße.

Entsprechend entschied ich mich für etwas mehr Spielraum im kleinen Gang. Die Bergziege hat ein 23er Kettenblatt bekommen. Jetzt gehen noch steilere Wände und bei Steigungen mit Schotter kann ich es ruhiger angehen.

Kennst du das, wenn du unterwegs bist, der Weg etwas rauer wird und plötzlich merkst du ein nerviges Klappern? Immer wenn du auf unebenem Untergrund fährst rasselt irgendwas am Fahrrad? Mich regt das unterwegs auf, deshalb schaue ich das ich vor jeder Radtour, egal welches Fahrrad ich nehme, immer ein paar Runden auf Kopfsteinpflaster fahre um klappernde Komponenten ausfindig zu machen. So habe ich das auch mit dem Tern GSD gemacht. Die Bergziehe ist eigentlich echt friedlich, aber auf Kopfsteinpflaster kam dann ein metallisches Klappern. Es war der Transporteur Rack bzw. die Auflagefläche, die durch Vibrationen immer auf die Streben unter ihr kam.

Abhilfe habe ich mir im Vorfeld der Tour mit einem alten Fahrradschlauch geschaffen. Einfach die Streben vom Transporteur Rack mit Resten vom Schlauch umwickelt, unten mit Kabelbindern fixiert und die Grundplatte wieder festgeschraubt. Fertig, Ruhe! Da klappert nichts mehr.

Mehr Veränderungen nehme ich am Originalzustand vom Tern GSD Lastenfahrrad nicht vor. Ich habe erst überlegt ob die Straßenreifen (Schwalbe Super Moto X) wirklich eine gute Wahl sind, oder ob ich sie gegen Stollenreifen tausche, aber ganz ehrlich, die Super Moto X sind im Grunde für gemischte Böden eine empfohlene Wahl und wenn ich Stollen aufziehe, bietet sich mir auf Asphalt und festen Böden nur unnötig Rollwiderstand. Ob meine Entscheidung eine gute war, wird sich zeigen wenn ich auf dem Gipfel ankomme – oder auch nicht. ;-)

Brockentour mit dem Tern GSD

Brockentour Tag 1

Es ist soweit, Samstagmorgen, trockenes Wetter und ich stehe in Weißenfels, wo die Brockentour 2019 mit ca. 40 weiteren Personen beginnt. Um mich herum alles Mountainbikes und ein paar wenige Cyclocrosser und Trekking-Bikes. Mit dem Tern GSD stand ich als einzige Person mit einem Lastenfahrrad da. Die Blicke hättet ihr sehen müssen. ;-) Und das ich dann sogar mein Gepäck komplett selbst transportiere – es hätte auch in die Begleitfahrzeuge gekonnt – sorgte für noch mehr Spannung. Die Bergziege war gesattelt und pünktlich 08:00 Uhr rollten wir los.

Tern GSD S00 Lastenfahrrad zum Brocken

Die ersten Kilometer musste ich mich noch ein bisschen an das Fahren in der Gruppe mit einem E-Bike gewöhnen. Ich fahre mit dem Rennrad gerne und routiniert in Gruppen. Allerdings ist es mit dem E-Bike zwischen normalen Rädern anfangs ungewohnt. Das Tern GSD wird vom Bosch Performance Line CX angetrieben und schiebt beim Anfahren an Kreuzungen etc. sportlich nach vorne. Da ist Vorsicht geboten um den MTBs in der Gruppe nicht ins Hinterrad zu beißen.

Hinterrad ist ein gutes Thema. Nach ca. 48 km Flachland kam ich nach Ziegelroda. Dort befindet sich der Ziegelrodaer Forst und somit kommen die ersten kleinen Steigungen. Etwa 6 km weit geht es fast nur bergauf. Meist keine großen Sachen, aber eine Rampe mit 9,1% auf Schotter ist auch dabei. Hier konnte ich zum ersten Mal unter Last prüfen ob das 23er Ritzel hinten taugt. Und was macht das Reifenprofil eigentlich? Da alles trocken war, kam ich ziemlich gut im ECO-Modus den Forst hinauf. Beim richtigen Anstieg half mir dann der E-MTB Modus und es ging im Nu nach oben.

Pause nach Ziegelrodaer Forst

Nach diesem Anstieg und etwas über 50 km Distanz, verschwand auf dem Display auch der erste Balken vom Akku. 5 Balken gibt es insgesamt. Da 120 km an diesem ersten Tag auf dem Plan stehen, bin ich zuversichtlich was die zweite Hälfte angeht.

Echte Steigungen erwarten mich heute nicht mehr. Das Wetter hält gut durch, der Himmel ist mal blau und mal etwas bedeckt. Kein Regen und noch viel wichtiger: keine Hitze! Mein Ziel ist der Campingplatz „Zur Wolfsmühle“ bei Rodishain. Kann ich euch übrigens echt empfehlen, falls ihr mal einen schönen Ausgangspunkt für eine Brockentour sucht und nicht immer den Klassiker über Schierke und Ilsenburg fahren wollt.

Lagerfeuer bei der Brockentour

Der erste Tag ist geschafft. Das Tern GSD S00 stand heute im Grunde nur vor der Herausforderung der Distanz, aber die schaffte es mit 60% der Akku-Kapazität hervorragend. Wenn man bedenkt das Bike + Gepäck schon 65 kg wiegen und dann ich meine zarten 82 kg noch hinzupacke, ist das echt gut! Jetzt heißt es Zelt aufbauen, Lagerfeuer genießen, Gespräche führen und Schlafen.

Brockentour Tag 2

Eigentlich konnte ich gut schlafen, eigentlich. Regen! Ich mag das nicht, wenn ich mitten in der Nacht wach werde und schon höre, was mich womöglich am nächsten Morgen erwartet. Den Blick auf den Regenradar konnte ich auch nicht unterlassen: Regen! Verdammt. Also noch bis 6:30 Uhr weitgehend geschlafen, dann im Regen aufgestanden.

Regen an Tag 2

Aufs Fahrrad steigen ist für mich im Regen kein Problem. Was ich uncool finde, ist die Arbeit zuvor. Zelt abbauen, alles einpacken usw. Dieses Prozedere macht im Regen einfach keinen Spaß. Na gut, ich habe es alles hinter mich gebracht, war beim Frühstück im angrenzenden Hotel und bin jetzt bereit zur Abfahrt, sorry, Auffahrt!

Regen am zweiten Tag

Der leichte Nieselregen wurde mit der Zeit ein richtiger Regenguss. Die Fahrradbrille musste ich absetzen um noch etwas sehen zu können. Bei der Regenjacke wusste ich nicht, ob die jetzt nur außen nass ist und auch innen. Schließlich war es warm, eigentlich zu warm für ne Regenjacke. Mein Zelt habe ich nicht mehr auf dem Lastenfahrrad dabei. Dies ist im Begleitfahrzeug, alles andere trage ich weiterhin mit.

Die beiden Akkus habe ich über Nacht auf dem Campingplatz laden können. Meine Sorge gilt heute eher den Reifen, der fehlenden Federung und der Übersetzung mit dem zwar großen, aber trotzdem verhältnismäßig kleinem Ritzel.

Regen Regen Regen

Die ersten 500 Meter sind auf Asphalt. Danach wird in den Wald abgebogen und ab hier bleibt es für über 60 km Wald- und Feldweg aus Schotter, Erde, Kies, Sand etc. In Kombination mit dem Regen war die Fahrt heute von Beginn an anspruchsvoll. Es ging sofort bergauf, auf losem Untergrund. Kantige Steine die mir unterm Profil regelrecht wegrutschten, sorgten für körperliche Anspannung. Der lange Radstand vom Tern GSD ist in Kombination mit den 20“ Reifen mein Glück.

Nach 3 Stunden und vielen Höhenmetern im Wald, endete der Regen und ein bisschen Sonne kam durch. Inzwischen sieht das Tern GSD S00 aus wie sau. Im Gegensatz zu vielen anderen Mitstreitern sieht bei mir aber nur das Bike so aus und ich nicht. Ich kann zumindest schon mal sagen, dass die Schutzbleche etc. den Dreck souverän vom Fahrer fernhalten. Dafür sehen die Packtaschen und der Motor entsprechend aus.

Tern Packtaschen mit Schmutz

Innen blieben die Taschen und mein Gepäck trocken. Trotz teilweise Starkregen in Kombination mit dem Fahrtwind, konnte kein Wasser in die Taschen eindringen. An dieser Stelle ein großes Lob an Tern, die hier Funktionalität und Style gekonnt vereint haben. Da kann der Besen der Brockenhexe sicherlich nicht mithalten. :-)

Brockenhexe

Zwischen dem finalen Aufstieg auf den Brocken und meiner derzeitigen Position, steht jetzt nur noch eine ruhige Mittagspause. Diese wird auf einem abgelegten Parkplatz bei Drei Annen Hohne gemacht. Das Tern Lastenrad hat also schon einiges heute geleistet. Und dennoch sind noch 80% im Akku. Das stimmt mich sehr zuversichtlich, was eine zügige Auffahrt angeht.

Der Regen bleibt weg, auch wenn es zwischendurch gruselig aussieht. Die Auffahrt zum Brocken steht an. Von Drei Annen Hohne sind es ca. 15 km bis nach oben. Viel Wald- und Wanderweg wartet aufs Lastenfahrrad und mich.

Brockentour: Auffahrt mit dem Tern GSD

Mein körperlicher Akku leer sich zwar zunehmend, aber mein Optimismus gegenüber den 1.000 Wh im Bike ist groß. Ich fahre ab jetzt alles im E-MTB-Modus. Dies bedeutet, ich bekomme abhängig vom Druck den ich auf die Pedalen ausübe, entsprechend Bandbreite an elektrischer Unterstützung. Nur noch ein, zwei kurze Steigungen sind wirklich anspruchsvoll für die Kraft. Der Rest ist für das Tern GSD ein Kinderspiel und verlangt nur Konzentration und Technik von mir selbst. Die Traktion auf losem Untergrund, vor allem bei Steigungen, bleibt ein kleines Wagnis. Dennoch komme ich den kompletten Brocken hoch, ohne dabei vom Fahrrad absteigen zu müssen. Keine Steigung war zu viel. Von Weißenfels bis auf den Brocken hoch, hat das Tern GSD S00 alles mitgemacht.

Ein paar Meter bis zum Gipfel fehlen noch. Erstmal beim Brockenwirt einkehren und ne kalte Cola (Zucker) und einen heißen Kaffee (Temperatur) trinken. Auf dem Brocken herrschen derzeit Böen bis 100 km/h. Was vor der Tür wirklich keinen Spaß macht. Dennoch muss es sein, ich muss mit dem Tern GSD S00 noch bis zum echten Gipfel, dem Brockenstein. Auch wenn oben viel los war, für ein kurzes Foto hat es gereicht und dann fix wieder runter.

1.142,2 Höhenmeter mit dem Lastenfahrrad. Sehr schön. Und jetzt kommt gefühlt immer das beste einer jeden Tour: die Abfahrt!

Die Brockenstraße runter ist wirklich guter Asphalt. Genau richtig für meine Bereifung. Ein paar feuchte Flecken lassen mich nicht davor zurückschrecken, mal zu probieren wie schnell so ein Lastenfahrrad eigentlich ist und wie stabil es dabei rollt. Zusammengefasst: Länge läuft! Wieder spielt der Radstand seine Vorteile aus. Kein Flattern am Lenker, keine Unruhe. Und das bei einem Tempo von 64,37 km/h!

Bevor es wieder auf Wald- und Schotterwege geht, damit ich in Richtung Ilsenburg komme, noch ein Bild vom Tern GSD S00 nur 4 km vorm Gipfel.

Tern GSD S00 nur 4 km vorm Brocken

Runter nach Ilsenburg geht das Bike weiterhin sehr gut. Das Motto lautet ganz klar: „Geschwindigkeit gibt Sicherheit“. Und so geht es permanent mit 35 bis 45 km/h durch die Wälder bis nach Ilsenburg. Ein bisschen schlingert es in den Kurven, aber das lässt sich wegbremsen. Sobald die Bremse offen ist, schiebt das Gewicht ungemein nach vorne den Berg hinab. Dank der Magura 4-Kolben-Bremse steht mein „Linienbus“ (so wurde das Bike inzwischen getauft, nachdem es erst eine Bergziege war) aber auch bei kleinstem Kontakt der Bremse zuverlässig.

Brockentour Karte

Fazit

Ich kann es nur jedem sagen: lernt das Tern GSD kennen, oder schaut euch das Tern HSD (etwas kompakter) an. Die Brockentour lief hervorragend und ohne Probleme. Radreisen und Touren kann das Lastenfahrrad definitiv richtig gut. Das ist nicht einfach nur ein Bike für die Stadt. Damit machst du richtig Kilometer und Höhenmeter. Es klettert sehr gut, es rollt sicher und auf Wunsch auch schnell. Es trägt alles. Ich freue mich auf den anstehenden Testbericht, denn da geht es dann auch ins Detail vom Bike.

Auf geht’s, aufsitzen und los. :-) Und ich kümmere mich mal um meinen E-Muskelkater.

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